Jahrzehntelang formten Rieselfelder die Landschaft um Marzahn und Hellersdorf. Auch politisch und kulturell waren die 100 Jahre - vom Kaiserreich über den Nationalsozialismus bis zur DDR - eine Zeit vielfachen Wandels.
Das Bild von Marzahn ist geprägt von einer bäuerlichen Lebenswelt. Auf den weitläufigen Rieselfeldern der Region wird vorwiegend Gemüse für die Bevölkerung der nahegelegenen Großstadt angebaut.
Marzahn wird an den Schienenverkehr angeschlossen und erhält mit dem eigenen Bahnhof eine direkte Anbindung an die Hauptstadt Berlin.
Mit der Weimarer Republik wird Marzahn 1920 in die Gemeinde „Groß-Berlin“ eingegliedert und erhält Anschluss an das Berliner Stromnetz.
Die Firma HASSE & WREDE, ein Unternehmen der Knorr-Bremse-Gruppe, erwirbt ein 300.000 qm großes Grundstück in Marzahn und errichtet darauf die größte Werkzeugmaschinenhalle Europas.
Das neue Werk von HASSE & WREDE in Form einer von mehrgeschossigen Außenflügeln umgebenen Fabrikhalle mit repräsentativer Schaufassade wird eröffnet. Über 4.000 Mitarbeiter werden hier beschäftigt.
Sowjetische Truppen erobern Marzahn und besetzen das Fabrikgelände. Alle Fertigungsanlagen werden im Auftrag der sowjetischen Militäradministration vom Bezirk Berlin-Lichtenberg beschlagnahmt.
Es folgt die komplette Demontage des Werks durch die Sowjets mit anschließender Plünderung der Gebäude durch die Zivilbevölkerung. Die Gebäude auf dem Werksgelände bleiben leerstehend zurück.
Im November wird das Unternehmen der Deutschen Treuhandverwaltung unterstellt und die Fertigung langsam wieder aufgenommen. Die Leitung obliegt Carl Brunner, einem ehemaligen Mitarbeiter der HESSE & WREDE GMBH.
Überführung des Unternehmens in Volkseigentum.
Aus HASSE & WREDE wird am 1. Februar 1950 das VEB Berliner Drehautomatenwerk.
In der Fabrik werden überwiegend Werkzeugmaschinen hergestellt, die in 35 Ländern der Erde zum Einsatz kommen. Hauptabnehmer sind Länder des sozialistischen Wirtschaftsgebietes.
Auch Teile des Berliner Fernsehturms werden hier produziert. So entstehen etwa Segmente der Turmkugel, einschließlich der Aussichtsetage und des drehbaren Restaurants, auf dem Gelände des Werkes
Der Rückbau der Rieselfelder in den 60er Jahren ermöglicht eine städtebauliche Neustrukturierung Marzahns: Große Neubausiedlungen werden geplant, in denen auch die Mitarbeiter des Werks ein neues Zuhause finden sollen.
Die Realisierung der Großsiedlung Marzahn beginnt. Die hohen Plattenbauten dominieren bis heute das Stadtbild Marzahns.
Am 9. November fällt die Berliner Mauer. Während die Bevölkerung die Wiedervereinigung feiert, bringt die Grenzöffnung das VEB Berliner Drehautomatenwerk in wirtschaftliche Schwierigkeiten.
Im August 1990 wird das VEB Berliner Drehautomatenwerk unter Regie der Treuhandanstalt in die Berliner Werkzeugmaschinen GmbH umgewandelt.
Der Umzug der Berliner Werkzeugmaschinen GmbH in kleineren Neubau wird beschlossen. Grundstück und Werk werden an die Knorr-Bremse AG verkauft.
In Absprache mit dem Denkmalschutzamt wird die große Werkshalle samt Seitenflügeln und Außenanlage umfangreich entkernt und saniert. Der Schriftzug HASSE & WREDE über dem Haupteingang wird durch KNORR – BREMSE ersetzt.
Im Mai wird der neue Industrie- und Gewerbepark Marzahn mit KNORR-BREMSE als Kernbetrieb eröffnet. Weitere Unternehmen, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe siedeln sich hier an.
Der private Investor Laborgh entschließt, einen Teil des Areals zu erwerben, um dort ein gemischt genutztes Gebiet für bezahlbares Wohnen und Gewerbe zu realisieren. Die Howoge wird als kommunale Wohnungsbaugesellschaft mit ins Boot geholt.
Am 29. April 2016 wird der Grundstücks-Kaufvertrag unterzeichnet. Noch im gleichen Jahr schließt Laborgh einen Optionsvertrag mit der Howoge, welcher ihr mindestens 70% der erzielbaren Wohnfläche zusichert.
Am 25.01.2019 wird ein neuer Vorvertrag geschlossen, der der Howoge 100% der zu errichtenden Flächen des gemischten Gebietes zusichert. Im April 2019 übernimmt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung das B-Planverfahren – und im November 2019 wird im Gutachterverfahren ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben.
Ein neunköpfiges Gremium entscheidet am 6. März, dass das Gelände auf Grundlage des städtebaulichen Entwurfs von David Chipperfield Architects entwickelt werden soll.